Bronchialkarzinom
Das Bronchialkarzinom ist bei den Männern in Deutschland mit einem Anteil von 27 % die häufigste Tumortodesursache. Bei Frauen liegt dieser Anteil bei 10 %, steigt aber stetig an. Die durchschnittliche relative 5-Jahresüberlebensrate wird mit ca. 17 % angegeben. Der bei weitem wichtigste Risikofaktor für das Bronchialkarzinom ist das inhalative Zigarettenrauchen. Als berufliche Risikofaktoren gelten ionisierende Strahlungen, Asbestkontakt sowie andere Noxen.
Die Diagnostik des Bronchialkarzinoms basiert im wesentlichen auf der Trias von Röntgen-Thorax, endobronchialem Befund und Computertomogramm des Thorax. Zusätzliche Informationen für die Auswahl der individuellen Therapie ergeben sich aus der Anamnese, der klinischen Untersuchung, den Laboruntersuchungen sowie anderen bildgebenden Verfahren. Parallel zur beschriebenen Basisdiagnostik bei Verdacht auf ein Bronchialkarzinom wird nicht nur die Suche nach möglichen Fernmetastasen im Bereich des gesamten Körpers betrieben, sondern auch die funktionelle Operationsfähigkeit aus pulmonaler und kardialer Sicht untersucht. Dabei arbeiten die pneumologische und die thoraxchirurgische Abteilung eng zusammen.
Die Ergebnisse dieser auf den Tumor und seine Behandlung gerichteten Untersuchungen werden in einer interdisziplinären Fachkonferenz unter Beteiligung der Pneumologen und Thoraxchirurgen besprochen. Dabei wird ein für den Patienten optimaler Behandlungsvorschlag erarbeitet. Dieser wird anschließend in einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten besprochen.
Erlauben die Untersuchungsergebnisse eine Operation, so werden in Vorbereitung auf die Operation Konditionierungs- und Optimierungsmaßnahmen der medikamentösen Therapie eingeleitet. Außerdem steht ein ausgedehntes physiotherapeutisches Trainingsprogramm im Rahmen der Vorbereitung des Eingriffs zur Verfügung.
Eine weitere Therapiemöglichkeit in unserer Einrichtung ist die Chemotherapie bei inoperablem Bronchialkarzinom. Für den Einsatz dieser Methode gibt es unterschiedliche Zielrichtungen. Zum einen kann durch chemotherapeutische Vorbehandlung eine anfangs technisch bedingte Inoperabilität so günstig beeinflusst werden, dass in einem zweiten Schritt dann eine vollständige operative Entfernung des Tumors mit eventuellen Lymphknotenmetastasen gelingen kann. Zum anderen beim Nachweis eines metastasierenden Krankheitsstadiums gelingt durch eine individuell nach den aktuellen Studienstandards, angepasste Chemotherapie oft nicht nur eine Verbesserung der tumorbedingten Beschwerden, sondern auch eine Verkleinerung der Tumoren wie auch eine Verlängerung der Lebenszeit der Patienten. Hinsichtlich der chemotherapeutischen Behandlung stehen dem Patienten, abhängig auch vom Allgemeinzustand, stationäre Behandlungsmöglichkeiten wie auch die Therapie bei einem ambulanten niedergelassenen onkologisch tätigen Pneumologen oder Onkologen heimatnah zur Verfügung.
Durch eine enge Kooperation mit der Strahlentherapie der Kliniken in Schweinfurt, Würzburg, Suhl und Fulda wird gewährleistet, dass Patienten, die aufgrund der Tumorausdehnung oder funktioneller Einschränkungen für eine Resektion des Lungentumors nicht in Betracht kommen, nach Möglichkeit mit einer Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlungsbehandlung oder mit alleiniger Strahlentherapie behandelt werden. Hinsichtlich eines palliativen Ansatzes ergeben sich sowohl für die Bestrahlung des Tumorbefalls im Bereich der Lunge als auch für die Bestrahlung von Metastasen im Bereich des Körpers vielfältige Indikationen zum Einsatz dieser Behandlung. Außerhalb der Chemotherapie-Zyklen wird diese Bestrahlungsbehandlung in der Regel ambulant durchgeführt.
Hinsichtlich der Nachbetreuung nach primärer Tumorbehandlung stehen den Patienten sowohl die Nachuntersuchung bei den zuständigen Pneumologen wie auch die Nachuntersuchung im Thoraxzentrum Bezirk Unterfranken zur Verfügung.
Wir arbeiten ständig auch an dem weiteren Ausbau des palliativmedizinischen Angebotes zur Behandlung von schweren Krankheitsverläufen des Lungenkrebses. Dabei ist es uns ein Anliegen, die Situation der schwerkranken Patienten durch möglichst effektive symptomatische Therapiemaßnahmen zu verbessern, auch in der Situation, wo eingreifende therapeutische Maßnahmen wie Strahlentherapie oder Chemotherapie zur Hilfe nicht mehr zur Verfügung stehen. Unser höchstes Ziel ist, dass solche Patienten mit der bestmöglichen Lebensqualität die ihnen verbleibende Zeit in ihrer häuslichen Umgebung verbringen können.
Unser interdisziplinäres onkologisches Team kann auf eine jahrzehntelange Erfahrung in der Behandlung des Bronchialkarzinoms zurückgreifen. Bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt war der Einsatz der verschiedenen Behandlungsoptionen nach den zu dem jeweiligen Zeitpunkt gültigen Standards hier etabliert. Erklärtes Ziel der Klinik ist die ständige Aktualisierung der Behandlungsansätze, auch über die Teilnahme an klinischen Studien und die Einbeziehung nach kritischer Auswertung neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse in die Behandlungsmöglichkeiten. Die Berücksichtigung der individuellen Patientensituation hinsichtlich der Krankheitsmanifestation, aber auch der physischen und psychischen Reserven und Wünsche des Einzelnen stellt bei der Erarbeitung eines Behandlungskonzeptes eine wichtige Voraussetzung dar. Die Einbeziehung der Familie in der Aufklärung und Behandlung der Krankheit ist, falls vom Patienten gewünscht, eine Selbstverständlichkeit.